David Behre und Mentaltrainer Dirk Schmidt über Mentalcoaching im Leistungssport – Teil 2

Podcast mit Leistungssportler David Behre und Mentaltrainer Dirk Schmidt über Mentalcoaching im Leistungssport und die Verbesserung der mentalen Fähigkeiten in der Leichtathletik durch Mentaltraining.

Podcast Teil 2 mit Leistungssportler David Behre und Mentalcoach Dirk Schmidt über Mentalcoaching im Leistungssport und die Verbesserung der mentalen Fähigkeiten in der Leichtathletik durch Mentaltraining mit Dirk Schmidt.

Herzlich willkommen zum Podcast „Impulse für deine Motivation“. Ich bin Mentaltrainer Dirk Schmidt. Und jetzt hast du die Chance, dir den zweiten Teil des Interviews mit dem Weltmeister David Behre anzuhören. Wenn dich der erste Teil auch emotional so stark berührt hat, wird dir der zweite Teil erst recht gefallen. Und falls du bisher noch keine Möglichkeit hattest, dir den ersten Teil anzuhören, hole das bitte nach. David Behre erlebt 2007 im Alter von nur 20 Jahren einen schweren Unfall in seiner Heimatstadt Moers, bei dem er von einem Zug erfasst wurde. Als er nach Stunden wieder aufwachte, fehlten ihm beide Füße. Im ersten Teil die Podcasts sprachen wir über seinen schweren Unfall und wir David aus diesem schweren Schicksalsschlag etwas Positives für sich und seinen Weg mitgenommen hat. David erzählt nun wieder im zweiten Teil aus dem Nähkästchen vom Leistungssport und gibt dir tiefe Einblicke aus der Welt eines Weltmeisters. Du erhältst viele nützliche Tipps für mehr Rückenwind in deinem Alltag. Wir haben das Gespräch im Sportleistungszentrum in Leverkusen geführt. Daher sind manchmal Nebengeräusche zu hören. Und klar freue ich mich auch über ein Feedback von dir. Hinterlasse mir bitte eine Fünf-Sterne-Bewertung, ein Feedback. Und abonniere diesen Podcast. Ich danke dir. Und nun wünsche ich dir viel Spaß beim zweiten Teil. Lieben Gruß, dein Dirk.

Mentalcoach Dirk Schmidt: Dann 2020, das nächste große Ziel, dein Traum. Und du möchtest deine Karriere zumindest im Leistungssport beenden. Jetzt kenne ich einige Leistungssportler, die haben auch Träume, im Leistungssport alles erreicht, Gold bei Olympia, Weltmeisterschaften gewonnen. Und dann kam der letzte Wettkampf, topvorbereitet, Medaillen gewonnen. Und dann kam ein riesen Loch. Es kam ein riesen Loch. Und wenn ich die gefragt habe: „Warum?“ Ja, sie hatten keinen Traum, sie hatten keine Vision, sie hatten kein Ziel hinter diesem Ziel. Hast du einen Traum?

David Behre: Ich bereite jetzt gerade ganz aktiv auch die Zeit nach dem Leistungssport vor. Ich werde von APT versorgt, prothesentechnisch, seit gut zehn Jahren. Ich bin mit dem Tom, mit dem Inhaber, mittlerweile sehr gut befreundet. Der hat daraus ein Franchise Team gemacht und zehn Filialen in Deutschland. Und er hat vor zwei Jahren auch eine Holding gegründet. Und da bin ich als Gesellschafter mit eingestiegen. Und wie kümmern uns quasi um die prothetische Versorgung von Amputierten. Und machen das ausschließlich, haben uns quasi spezialisiert, Prothesen quasi zu bauen. Und oft ist das ja so, oder eigentlich immer so, du gehst ins Sanitätshaus, dann ist so ein Vollsortiment da, und da kriegst du Bandagen, Orthesen, Prothesen, Rollstühle, Gehhilfen. Aber wir bauen nur Prothesen und können eine super Qualität abgeben, abliefern.

Mentalcoaching Dirk Schmidt: Ja, das glaube ich, ja. Das ist eure Kernkompetenz, ihr macht sonst nichts.

David Behre: Wir machen sonst nichts. Wir bauen nur Arm- und Beinprothesen, genau. Und jetzt gibt es ja von der Holding aus drei Filialen, jetzt haben wir grade eine in Bochum eröffnet. Und das ist mein Metier, da kenne ich mich aus. Und da will ich mich dann auch verwirklichen. Das ist der Traum, da richtig durchzustarten, dass wir flächendeckend in Deutschland quasi, so eine Deutschlandkarte gut abdecken, dass jeder die beste Versorgung für sich beanspruchen kann. Weil, so eine Prothese bedeutet für einen Amputierten Lebensqualität. Ich habe das kennengelernt, ich habe eine super Lebensqualität dank guter Prothesen. Und das wollen wir jedem bieten.

Mentaltrainer Dirk Schmidt: Du gibst den Menschen dann auch wieder ein Stück Leben zurück.

David Behre: So ist es. Und damit geht natürlich einher, auch, dass ich in Krankenhäuser gehe und auch mit Amputierten spreche. Das mache ich eigentlich schon jetzt auch seit der Zeit, in der ich amputiert bin auch. Weil, das hätte mir damals auch gutgetan, wenn jemand an meinem Bett gestanden hätte und gesagt hätte: „Du, ich habe das Gleiche durchlebt. Das wird auf dich zukommen. Du musst arbeiten, unglaublich, um wieder ins Leben zu kommen. Aber du kannst trotzdem alles wieder schaffen. Du kannst, keine Ahnung, drei Kästen Wasser irgendwie in den dritten oder vierten Stock bringen.“

Mentaltraining Dirk Schmidt: Ist alles machbar?

David Behre: Ist alles machbar.

Dirk Schmidt: Ja. Ist Kopfsache, oder?

David Behre: Man muss nur wollen. Das macht so viel Spaß, wenn ich irgendwie mal eine Stunde mit einem Verunfallten gesprochen habe, gehe ich auch so gestärkt wieder da raus. Und das gibt einem so viel zurück, wie eine Medaille, die man gewinnt. Weil man jemanden anderen motivieren konnte.

Mentaltrainer Dirk Schmidt: Super. Du gibst den Menschen ja Hoffnung.

David Behre: So ist es.

Mentalcoaching Dirk Schmidt: Und den Glauben, dass sie es schaffen können. Du hast es ja auch geschafft.

David Behre: Ich habe es auch geschafft. Und die können es schaffen. Und ich will einfach nur anregen. Also dass-, die innere Flamme zum Lodern bringen. Und dann müssen sie selber natürlich was tun dafür.

Dirk Schmidt: Ja. Und das Umfeld natürlich auch.

David Behre: Auf jeden Fall. Oft sind die Eltern auch dabei. Und die sind dann natürlich auch …

Dirk Schmidt: Feuer und Flamme.

David Behre: Freudentränen. Also dass alles möglich ist und das, ja, bewegt mich natürlich dann auch, wenn ich mit den Freunden auch mit der Familie, mit den Angehörigen spreche.

Mentaltraining Dirk Schmidt: Sehen wir dich nochmal im Leistungssport nach 2020 als Mentaltrainer oder Mental-Coach oder? Hast du eine Idee schon?

David Behre: Ja, als Coach eher nicht. Ich will dann mit dem Kapitel, also quasi Leistungssport oder Sportler zu trainieren, dann auch aufhören. Ich habe noch einen anderen. Mein Berater, der Robert Deutzmann, der hat eine Sportleragentur. Und da kann ich mir natürlich auch vorstellen, dass ich einiges für den tue, weil ich weiß, wie wichtig eine gute Betreuung einfach auch, eine Rundumbetreuung für den Sportler ist. Und ich arbeite jetzt seit vier Jahren mit dem Robert zusammen und das läuft einfach unglaublich gut. Er nimmt mir immer die wichtigen Dinge ab oder diesen ganzen organisatorischen Kram, für den ich dann keine Zeit habe, wenn es auf einen wichtigen Wettkampf zugeht, und regelt alles, macht die Terminierung. Und da weiß ich einfach, wie wichtig so ein Mensch im Hintergrund ist.

Mental-Coach Dirk Schmidt: Ja, der hält dir den Rücken frei. Er schafft dir Freiräume.

David Behre: So sieht es aus. Und das ist so wichtig, ja, dass man nicht-. Natürlich würde ich gern auch mit den ganzen Leuten Vorgespräche führen. Aber das würde dann einen wieder ablenken zwischen dem Training. Also grade zwischen den Einheiten. Wenn man zweimal am Tag trainiert. Um zehn Uhr beginnt die erste Einheit. Das heißt, man steht um halb acht auf, isst gut und bereitet sich so ein bisschen vor. Dann ist man beim Training zweieinhalb Stunden. Dann isst man was, hat Physiotherapie. Und da jetzt irgendwie noch ein Vorgespräch, anderthalb Stunden, reinzubekommen oder irgendein Interview, was dann unglaublich lange geht, wäre schwer machbar. Weil, um 16 Uhr geht es weiter bis halb sieben. Und oftmals ist man dann einfach echt groggy, wenn man nach Hause kommt. Und dann möchte man einfach die Tür zumachen und für sich sein. Für genau solche Fälle ist so ein Mensch, der dir den Rücken freihält, ganz wichtig.

Mentalcoaching Dirk Schmidt: Enorm wichtig. Kommen wir mal nochmal zurück zu so einem Wettkampf. Du fokussierst dich zwei oder drei Jahre nur auf diesen einen Tag. Jetzt bist du Talent, Begabung hast du, du bist fleißig. Also sprich, in deinen Trainingseinheiten. Und jetzt kommt der dritte Faktor, der für mich immer wieder entscheidend ist so: Wie fokussierst du dich auf diesen einen Moment? Welche Faktoren oder Eigenschaften sind entscheiden? Das ist ja bei uns im normalen Leben genauso. Ich habe einen wichtigen Kundentermin, ich habe ein Gespräch mit meinem Chef, mit meiner Partnerin. Was ist da wichtig, was kannst du uns da geben?

David Behre: Ja, erstmal natürlich muss die Grundlage stimmen. Man muss fit sein. Und dann gehe ich auf so einen Wettkampf, auf so einen riesen Wettkampf, wo man ins Olympiastadion kommt. Jetzt nehmen wir mal Rio als Beispiel. Da wusste ich, dass ich eine gute Form hatte, hatte einfach Bock, schnell zu laufen, um mich zu präsentieren.

Mentaltraining Dirk Schmidt: Lust, ja.

David Behre: Lust einfach drauf. Lust, in diesem Stadion zu laufen. Das war erstmal das. Dann natürlich braucht man einen gesunden Tunnel, eine gesunde Fokussierung.

Dirk Schmidt: „Tunnel“ heißt Konzentration?

David Behre: Konzentration, rechts und links alles ausblenden, alles, die Gegner ausblenden, die rechts und links neben der Bahn stehen. Aber dann auch nicht zu verkrampfen. Weil, wenn man verkrampft, dann ist es beim Sprinten oder im Sprint tödlich, weil, dann verkrampft auch die Muskulatur und dann läuft man nicht schnell.

Dirk Schmidt: Der Flow fehlt dann.

David Behre: Der Flow fehlt dann komplett. Aber auch im Leben, wenn man ein wichtiges Meeting hat, wenn man da verkrampft, dann funktioniert man auch nicht. Also die Grundlagen schafft man vorher. Und dann einfach auch Bock draufhaben, das zu präsentieren, wofür man geübt hat.

Mental-Coach Dirk Schmidt: Ja, aber das ist ja Kopfsache. Und da hadern die meisten. Ich weiß noch von mir, wie ich Schüler war. Ich war oftmals gut vorbereitet und hatte dann in der Prüfung oder bei einer Klausur, kennst du vielleicht auch, so einen Blackout.

David Behre: Natürlich.

Mentaltrainer Dirk Schmidt: Es war alles da, aber ich bin nicht draufgekommen.

David Behre: Ja, es war bei mir ja auch so, Drucksituationen, man wächst an dem Druck. Und wenn man den Druck dann über Jahre kennt, dann kann man auch damit haushalten und damit umgehen.

Mental-Trainer Dirk Schmidt: Das ist Training dann.

David Behre: Das ist natürlich auch Training, ja. Die Situationen schaffen einfach. Also das war bei uns zum Beispiel Starts dann gegeneinander, auf einer Linie, mit Startkommando. Das ist eine Drucksituation, da kommt dem Wettkampf ziemlich nah. Und das ist einfach wichtig, sich oftmals in diese Drucksituation zu begeben, dass man dann in dieser wirklichen Drucksituation dann auch funktioniert. Und das haben wir gemacht. Und ich war erst richtig erfolgreich, ich habe quasi mit dem Leistungssport, mit der Leichtathletik 2009 begonnen. Und ab dem Jahr 2015, 2016 war ich erst richtig erfolgreich. Also habe ich auch viele Jahre zum Lernen gehabt. Und natürlich habe ich auch mal einen Wettkampf verloren.

Dirk Schmidt: Verloren. Das gehört dazu.

David Behre: Weil ich mir zu viel Druck gemacht habe. Weil ich so verkrampft in dem Block saß, dass man dann einfach nicht funktioniert. Aber auch aus diesen Niederlagen lernt man. Man weiß: „Okay, das war schlecht.“ Da braucht man natürlich auch das Umfeld und grade dann auch einen wichtigen Trainer oder auch einen wichtigen Vorgesetzten, von dem man dann lernt. Und man muss ein bisschen auch an die Hand genommen werden, bis man dann funktioniert.

Mental-Coach Dirk Schmidt: Hast du dich da auf den großen Wettkampf, hast du dich da reingeträumt schon im Vorfeld? Also visualisiert oder dein Kopf-Kino eingeschaltet und gefühlt, wie es sein kann oder ist?

David Behre: Natürlich. Na, das macht man, ganz klar. Also ich kannte ja die Situationen aus dem Olympiastadion 2012 schon. Und habe mich da wieder in dem Block gefühlt, 2016, das war, ja, Anfang 2016. Im September 2016 waren dann die Spiele. Und habe gedacht: „Alles klar. So hier läuft das da ab.“ Und da sind die ganzen Leute. Und dann wird es auf einmal still, wenn es zum Startkommando geht. Und dann hast du einfach nur Bock. Also natürlich visualisiert man vorher und träumt sich aus, wie das laufen kann oder könnte, ja. Das finde ich auch ganz wichtig. Aber wenn man oft davon träumt, dann wird man auch nicht erschlagen von dieser Situation, wenn sie auf einen zukommt.

Dirk Schmidt: Wenn sie so ist.

David Behre: Genau.

Mentaltraining Dirk Schmidt: Ja. Und du hast dich dann auch zum Ziel hingeträumt schon im Vorfeld, ja?

David Behre: Ja.

Dirk Schmidt: Und hat ja gefruchtet.

David Behre: Es hat gefruchtet. Ich nenne immer-. Ich habe mal mein Trio de Janeiro aus Rio mitgebracht, ja.

Mentaltrainer Dirk Schmidt: Was mich interessieren würde, du sagtest „so fokussiert zu sein“, also weder nach rechts und nach links zu gucken. Weil, das machen ja viele Menschen im Alltag, die vergleichen sich permanent mit jemand anderem. Und so vergleichen macht unglücklich. Hast du da eine Strategie, eine Methode, eine Taktik für mich oder für uns, wie wir uns fokussieren können, konzentrieren können?

David Behre: Ja, natürlich ist das auch wieder-, nach rechts und links gucken, das macht ja eigentlich auch jeder. Aber das ist nur bis zu einem gewissen Grad auch gesund. Wenn man dann nämlich jemanden sieht, der noch vor einem ist, wird man unglücklich und sagt: „Er ist so stark vorbereitet, er ist so gut.“ Aber dann sollte man wieder in sich kehren und sagen: „So, was sind meine Kompetenzen, was kann ich machen?“ Der hat vielleicht ein paar bessere Möglichkeiten, ja. Oder ein paar bessere oder andere Kompetenzen. Seine Kompetenzen selber stärken. Da, wo man schon gut ist, die besser machen. Und dann kommt man auch dahin.

Mental-Coach Dirk Schmidt: Also ins Innere nochmal reinhören und seine Ressourcen, Potentiale.

David Behre: Ins Innere-, genau. Seine Ressourcen und Potentiale prüfen und genau die stärken, die man schon hat. Und die Schwächen natürlich dann auch ein bisschen stärken, um einfach auch nach oben zu kommen.

Dirk Schmidt: Hast du auf deinem Weg nach oben dich auf deine Stärken oder auch auf deine Schwächen fokussiert?

David Behre: Ich habe mich natürlich auch auf meine Schwächen fokussiert. Eine Schwäche war zum Beispiel, also ganz praktisch, war immer ein Start. Also die Startphase, da war ich einfach schlecht. Wenn ich im Laufen kam, da war ich gut, ich brauchte dann die Gegner. Aber diese Drucksituation am Start, da musste ich draus lernen. Und diese Schwächen habe ich ausgemerzt. Ansonsten wäre Rio auch nicht so erfolgreich gewesen, hätte ich daran nicht gearbeitet an dieser Schwäche. Natürlich, die Stärken, das sind das freie Laufen, das war schon immer gut. Auch da habe ich nochmal nachgelegt. Einfach, weil ich viel trainiert habe. Also dem Karl-Heinz Düe, dem bin ich unglaublich dankbar, er war zehn Jahre lang mein Trainer. Und der hat mich zu diesem maximalen Erfolg in Rio geführt. Und das ist ein Trainer der alten Schule, so ein Schleifer, sage ich mal. Aber genau das brauchte ich, jemanden, der mir auch mal in den Arsch tritt. Wenn man dann Tempoläufe macht und man ist so erschöpft und so: „Ich kann nicht. (keuchend) Geht nicht mehr.“ „Doch, es geht!“. Ich wusste einfach, dass ich so viel im Winter getan habe. Und die Grundlage wird im Winter gelegt. Ich wusste einfach, dass ich enorm stark bin und dass ich alles dafür getan habe, für die Startphase und auch für das freie Laufen, dass ich gut vorbereitet bin. Und somit habe ich die Schwächen und Stärken noch verbessert.

Mentales Training Dirk Schmidt: Ja. Und ich glaube auch, so ein bisschen mehr machen wie die anderen. Und das konsequent. Also ein bisschen mehr, nicht viel mehr. Und wenn du das konsequent machst, dann gesellt sich irgendwann der Erfolg dazu.

David Behre: Genauso sieht es aus.

Mental-Coaching Dirk Schmidt: Zum einen. Und ich höre immer wieder: „Ja, du musst deine Stärken stärken.“ Aber ich glaube auch, wo unsere Schwächen sind, jeder Mensch hat Schwächen, ob das Ängste oder Zweifel sind. Aber ich habe die Erfahrung gemacht, wenn wir mit diesen Ängsten und Zweifeln auch arbeiten, sind große Potentiale da. Da gehen auf einmal Tore auf. Wir können davor nicht weglaufen.

David Behre: Das sehe ich genauso. Auf jeden Fall.

Mentaltrainer Dirk Schmidt: Dein Unfall war mit 21. Wenn du dich jetzt nochmal treffen würdest, du hättest grade Geburtstag, dein 20. Geburtstag. Was würdest du mit deiner Erfahrung von heute, deinem Ich von damals mit 20 Jahren, welche drei Punkte würdest du dir an die Hand geben. Oder Empfehlungen. Oder Tipps.

David Behre: Auf jeden Fall auch, einen Traum zu haben und diesen Traum verwirklichen. Und es gibt Niederlagen, gibt es natürlich auch in Leben, auch als 15-, 16-, 17-jähriger hat man Niederlagen, in der Schule eine Klausur verhunzt. Aber aus Niederlagen kann man immer gestärkt rausgehen. Aus jeder Niederlage, sportlich, bin ich auch stärker rausgekommen, aus jeder Verletzung. Also an den Niederlagen nicht kaputtzugehen, da das Beste draus zu machen. Und auch zu lernen. Auch da wieder in sich zu gehen: Was habe ich vielleicht zu wenig gemacht? Warum ist das passiert? Das würde ich meinem damaligen Ich mitgeben. Und einfach eine positive gesunde Grundeinstellung zum Leben, das würde ich mir auch noch auf den Weg mitgeben. Ich glaube, das ist ganz wichtig, einfach auch mal Optimist zu sein und nicht pessimistisch eingestellt zu sein.

Dirk Schmidt: Ja, das fehlt vielen Menschen.

David Behre: Das fehlt vielen Menschen. Ich kann ein Beispiel mal da an die Hand geben. Ich habe mir damals Wohnungen hier in Leverkusen angeguckt. Ist ein schwieriger Immobilienmarkt, sage ich mal, hier. Und nach der zehnten, elften Wohnung, damals mit Heinrich noch, haben wir uns eine Wohnung angeguckt, so ein altes Rittergut, sind reingekommen in die Wohnung. Und offene Galerie nach oben, schönes Wohnzimmer. Der Makler hat uns rumgeführt, meinte: „Es gibt unglaublich viele Bewerber hier auf die Wohnung.“, hat uns nochmal rumgeführt in die Schlafzimmer und meinte: „Ja, ein Highlight haben wir noch. Wir haben hier komplett Fußbodenheizung.“ Und da habe ich gesagt: „Alles klar. Das ist ein Jackpot.“ Habe es hochgezogen, beide Hosenbeine, und habe gesagt: „Ich brauche keine Fußbodenheizung. Ich habe keine Füße.“ Und der Heinrich damals, ist oberschenkelamputiert, meinte: „Ja, ich habe auch nur ein Bein, ich brauche auch nur eine halbe.“

Dirk Schmidt: Brauchst du auch keine Fußbodenheizung, ja.

David Behre: Dem war das so unangenehm, der ist rausgegangen, hat telefoniert, kam wieder rein und meinte: „Jungs, ihr könnt die Wohnung haben.“ Also positiv damit umgegangen, bin ich ja mit dem Unfall, mit der Behinderung. Und das ist einfach so eine positive Grundeinstellung. Und die hat mich dazu geführt, dass ich diese Wohnung bekommen habe. Also das meine ich mit diesem Positiv-Beispiel einfach mal.

Mental-Coach Dirk Schmidt: Ja. Also das Erste waren Träume, David, Träume. Der zweite dann „Gehe positiv mit Niederlagen um, lerne was daraus“. Und der dritte Punkt ist, einen Grundoptimismus im Leben zu haben.

David Behre: Ja, genau. Das würde ich meinem damaligen Ich mitgeben.

Dirk Schmidt: Ja, das ist spannend. Wenn wir diese Dinge damals gewusst hätten, wo wärst du dann?

David Behre: Das weiß ich nicht. Vielleicht hätte ich es dann doch im Motocross geschafft.

Mentales Training Dirk Schmidt: Wo sehe ich dich in fünf Jahren? In zwei Jahren Peking?

David Behre: Ja

Mentaltrainer Dirk Schmidt: Und dann drei Jahre später?

David Behre: In zwei Jahren Tokio.

Mentaltraining Dirk Schmidt: Tokio, ja.

David Behre: Genau. Und zwei Jahre später dann hoffentlich mit ein paar mehr Filialen und vielen Amputierten, die auch eine gesunde Lebenseinstellung wieder haben und Lebensqualität zurückgewonnen haben. Weil sie auf Prothesen gelernt haben, gut zu gehen und ihren Alltag ganz normal zu bewerkstelligen.

Mental-Coach Dirk Schmidt: Super. Möchtest du den Zuschauern und Hörern noch was auf ihren Weg mitgeben?

David Behre: Ja. Macht das Beste aus eurem Leben, seid positiv. Weil, ihr habt nur dieses eine Leben. Und es wäre, glaube ich, schade, wenn man pessimistisch ist und sagt: „Nein, komm. Ich habe zwar Ziele, aber ich packe das morgen an. Weil, es ist jetzt grade zu anstrengend.“ Das kann ich euch mitgeben.

Mentalcoach Dirk Schmidt: Sehr schön. David, vielen Dank.

David Behre: Sehr, sehr gerne.

Dirk Schmidt: Vielen Dank, hat Spaß gemacht.

David Behre: Fand ich auch.

Das war der zweite Teil des Interviews mit dem Weltmeister David Behre. Weitere Informationen über David Behre findest du wie immer in meiner Podcast-Beschreibung. Meine Bitte: Wenn dir diese Folge gefallen hat, hinterlasse mir eine Fünf-Sterne-Bewertung, ein Feedback. Und abonniere diesen Podcast. Ich danke dir. Vielen lieben Dank, dass du dabei warst. Und wir hören uns in der nächsten Folge wieder. Dein Mentaltrainer Dirk Schmidt.

Fragebogen Dirk Schmidt

Möchtest du weitere wertvolle Tipps, wie du mit den richtigen mentalen Strategien mehr Erfolg im Wettkampf haben kannst?

Dann ist mein eBook/Buch „Was wir von erfolgreichen Sportlern lernen können“ genau das Richtige für dich

0 Kommentare

Einen Kommentar abschicken

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert