Interview mit erfolgreichsten Schwimmer in Deutschland Christian Keller – Teil 1

Welche Vorteile dir mentales Training beim Leistungssport Schwimmen bringt, habe ich vom Weltcup-Sieger und Europameister Christian Keller erfahren.

Leistungssportler Christian Keller im Gespräch mit Mentaltrainer Dirk Schmidt.

WasWasChristian Keller wurde am 3. August 1972 in Essen geboren und ist einer der erfolgreichsten deutschen Schwimmer, mehrfacher Weltcupsieger, Europameister 35-facher Deutscher Meister, Olympiateilnehmer und ZDF-Moderator. Mentalcoach Dirk Schmidt hat ihn getroffen, um mit ihm über Disziplin, mentale Stärke und Ziele zu sprechen.

Mentaltrainer Dirk Schmidt: Herr Keller, wie sind Sie als Leistungssportler zum Marathon laufen gekommen?

Christian Keller:
Mein bester Freund ist Triathlet, und ich habe mal einen Triathlon mitgemacht. Ich war nach dem Fahrradfahren ganz weit in Führung, und dann beim Laufen bin ich dermaßen eingebrochen, dass ich diesen Triathlon nicht gewonnen habe. Ich habe mir geschworen, wenn ich aufhöre mit dem Schwimmen, und ich will hobbymäßig Triathlon machen, will ich erst einmal anfangen mit dem Laufen. Das habe ich auch seit Anfang 2005 gemacht, nach dem Ende meiner schwimmsportlichen Karriere. Dann kam eine Anfrage einen Marathon zu laufen für einen guten Zweck. Ich habe Sponsoren- und Kilometergeld bekommen für ein Kinderheim in Essen-Kettwig. Aufgrund der Enge der Zeit konnte ich nur 300 Kilometer trainieren. Ich bin aber trotzdem den Marathon gelaufen, von Dortmund nach Essen, meinen ersten. Meinen zweiten Marathon, dann innerhalb von 3 Wochen. Viele haben mich als verrückt erklärt, weil das für viele unvorstellbar ist. Als Schwimmer habe ich immer noch eine gewisse Grundkondition, und was ganz Spezifisches wie meine Füße und Knie haben gehalten. Ich bin jetzt froh, dass ich den zweiten Marathon hinter mich gebracht habe.

Mentalcoach Dirk Schmidt:
Wie viele Marathons sind Sie gelaufen bisher?

Christian Keller:
Zwei Marathons bin ich bis jetzt gelaufen. Den ersten mit 4:34 Stunden, von Dortmund nach Essen, aus meiner Sicht auch eine anspruchsvolle Strecke. Und den zweiten, 3 Wochen später in Düsseldorf in 4:27 Stunden.

Mentalcoach Dirk Schmidt:
Herzlichen Glückwunsch!

Christian Keller:
Danke. Ich muss ehrlich gestehen, wenn man die Zeit hört, und man ist Marathonläufer lächelt nur jeder müde darüber. Jeder der diesen Marathon überhaupt durchhält hat von mir schon mal Respekt, denn 42 Kilometer an einem Stück zu laufen, innerhalb von über vier Stunden. Das können mit Sicherheit nur 20 Prozent der deutschen Bevölkerung, wenn überhaupt. Und da ist die Zeit erst einmal Nebensache, wenn man dann mehrere Marathons gelaufen ist, hat man Erfahrungen gesammelt über die Distanz hinweg, dann kann man sich mal eine Zeit vornehmen. Also meine Zeit wird sein ein 6 Minutenschnitt, also 4:12 Stunden. Und dann nächstes Jahr unter 4 Stunden. Ich hoffe aber nicht, dass ich diesen Ehrgeiz beim Marathon entwickle wie beim Schwimmen.

Mentaltrainer Dirk Schmidt:
Was ist für Sie das Besondere beim Laufen?

Christian Keller:
Also, das Besondere beim Laufen ist einfach, dass man die Umwelt wahrnimmt. Wenn man läuft dann lernt man Menschen kennen. Beim Marathon hat man immer ein Gesprächsthema. Beim Laufen ist das anders als beim Schwimmen. Ich bin immer beim Schwimmen mit dem Kopf unter Wasser, und kann nicht kommunizieren, und sehe auch nichts. Ich schwimm eine Bahn hoch, und schwimm eine Bahn zurück, schwimm wieder eine hoch, ich zähle die Kacheln, ich kenne jede Markierung am Beckenboden. Beim Laufen habe ich eben die Chance auch die Welt zu erlaufen und die Natur zu erkunden. Und ich habe die Möglichkeit Zeit- und Sportstättenunabhängig meinem Sport nachzugehen.

Mentaltrainer Dirk Schmidt:
Wie oft laufen Sie die Woche?

Christian Keller:
Wenn es gut läuft, laufe ich zweimal die Woche, um die 20 Kilometer bis 30 Kilometer. Momentan bin ich dem Schwimmsport noch sehr stark verbunden, und gehe jeden Tag noch schwimmen. Jeden Morgen schwimme ich 2 Kilometer, und dass ich dann abends nach der Arbeit, wenn meine Freundin Zeit hat, nicht laufen gehe ist klar. Wenn sie Spätdienst hat, meine Freundin Annika ist Krankenschwester, dann kann ich natürlich noch ein bisschen mehr laufen. Aber ich will es auch zum Sommer hin intensivieren, weil es natürlich angenehmer ist in den Abendstunden im Sommer zu laufen als im Winter in der Dunkelheit.

Mental-Coach Dirk Schmidt:
Sie sind ja fast der geborene Triathlet?

Christian Keller:
Da haben Sie natürlich Recht. Wenn man gut schwimmen kann, ist das eine Voraussetzung, um sich vom Feld abzusetzen. Für das Laufen habe ich jetzt auch schon ein schönes Gefühl dafür entwickelt, jetzt kommt das Fahrradfahren. Also ich werde mit Sicherheit Triathlon auch mal machen und das nicht nur einmal, sondern zwei- bis dreimal. Viele haben schon gesagt: „Dann kannst Du diesen Ironman machen!“ Aber das sind dann Menschen, die sich wirklich keine Vorstellung davon machen, was das für ein Aufwand überhaupt ist, mal einen Ironman durchzuhalten. Da hat man den Marathon, die ich isoliert gemacht habe, und der schon sehr sehr anstrengend war, habe ich dort als dritte Distanz. Und davor sind 180 Kilometer Fahrradfahren, und davor 3.5 Kilometer Schwimmen. Das ist überhaupt nicht mein Ziel. Wenn dann schon eher Volksläufe, die man innerhalb von einer Stunde abwickeln kann, damit man noch ein geselliges Beisammensein hat.

Mentaltrainer Dirk Schmidt:
Ein bisschen Spaß sollte dabei auch sein. Wie wichtig sind Ziele, oder waren Ziele für Sie beim Leistungssport und jetzt beim Laufen? Gibt es da parallelen für Sie?

Christian Keller:
Ziele sollte jeder im Leben haben. Ob das Ziel eine Familienplanung ist, oder in Urlaub zu fahren, ob das Ziel den nächsten Marathon unter 4 Stunden zu laufen. Ohne Ziele geht man orientierungslos durchs Leben. Jeder sollte für sich persönlich Stepp by Stepp Ziele setzen und versuchen die dann auch so gradlinig wie möglich zu erreichen. Weil ich denke, das gibt dem Leben mehr Inhalt. Das gibt dem Leben auch eine Bestätigung und auch eine Bereicherung und jeder muss für sich abschätzen, dass diese Ziele nicht unerreichbar sind, dass sie realitätsnah sind, und auch nicht überfordernd. Ich denke dann kann man die Sache noch mehr genießen und ist auch leistungsbereiter.

Dirk Schmidt:
Arbeiten Sie mit Zielen?

Christian Keller:
Ich persönlich arbeite mit Zielen. Ich denke mal, wenn man 16 Jahre lang, ununterbrochen in der Schwimmnationalmannschaft war, dann hat man Ziele vor Augen. Am Anfang natürlich ist es die persönliche Bestzeit, dann kommt der Deutsche Meister-, der Europa Meister-, dann möchte man Weltmeister werden. Bei den Olympischen Spielen möglichst gewinnen oder zumindest eine Medaille gewinnen. Und das sind Einzelziele, das Gesamtziel war immer das Beste zu geben, im Wettkampf bei meiner sportlichen Herausforderung. Und wenn man wirklich von seinem Herzen, von seiner Einstellung und von seinen Fähigkeiten her das Beste im Wettkampf gibt, ohne Einschränkung, dann ist man auch zufrieden mit dem was rauskommt. Egal ob es der erste oder der sechste Platz ist. Hauptsache man hat von sich aus tiefster Überzeugung gemerkt, dass man das Beste gegeben hat.

Mentalcoach Dirk Schmidt:
Neben diesem Grundlagen- und Basistraining das vorhanden sein muss beim Leistungssport und auch beim Marathon, wie wichtig ist eine mentale Vorbereitung für Sie?

Christian Keller:
Eine mentale Vorbereitung ist aus meiner Sicht das A und O. Eine mentale Vorbereitung muss sehr sorgfältig, und von einer längeren Dauer sein. Ob das nun ein Mentalberater ist, ein Physiologe oder ein Kinesiologe, diese Personen haben mit Sicherheit etwas Wichtiges, um den Athleten auf Stresssituationen vorzubereiten. Man hat im Wettkampf den Stress seine Ziele zu erreichen, wenn sie realistisch sind, dann ist der Stress gering, aber man ist natürlich aufgeregt, man hat einen Adrenalinschub, desto ist es umso wichtiger, langfristig sich auf das Ziel vom Kopf her vorzubereiten. Man kann sich ja auch selber vorbereiten, dass man mal eine Laufstrecke durchgeht, dass man sich darauf einstellt wie viele hunderte von Sportlern bei der Veranstaltung teilnehmen. Ich denke es ist ein Unterschied, ob ich an einer Weltmeisterschaft teilnehme, oder bei Olympischen Spielen. Denn bei den Weltmeisterschaften sind alle Nationen in einem Hotel, und bei den Olympischen Spielen sind viele Athleten überfordert, dass 30000 Menschen auf engstem Raum in einem Dorf leben. Und ihren täglichen Alltag selbst organisieren und managen müssen, und sich da überfordert sehen. Und ich glaube, das war mit einem Punkt bei den Olympischen Spielen, warum auch mansche Sportler aus Deutschland gerade die Schwimmer, wobei ja Schwimmen charakteristisch ist, dass die Sportler sehr jung sind, sich vom Kopf her wenig vorbereitet haben. Daher ist auch diese Stresssituation, die dann zur Einschränkung innerhalb des Wettkampfes und dem entsprechend zur Leistungsbereitschaft geführt hat.

Dirk Schmidt:
Wie lange sollte man sich mental vorbereiten? Was würden Sie einem Hobbysportler aus Ihrer Erfahrung mitgeben?

Christian Keller:
Für einen Hobbyläufer ist ja eher Spaß an der Freude ausschlaggebend. Es gibt zwar Hobbyläufer, aber irgendwo hat doch jeder Ehrgeiz. Einem Hobbyläufer würde ich empfehlen bei dieser normalen Grundlagenausdauerphase erst einmal nur auf den Sport zu achten. Da kann man sich gehen lassen, da wird die Basisfähigkeit für den Körper trainiert, und wenn man dann in andere Trainingsbereiche kommt, wie z. B. eine Wettkampfspezifische- oder eine intensivere Trainingsvorbereitung, dann sollte man sich schon geistig auf diese Trainingsinhalte vorbereiten. Das heißt wenn Körper, Geist und Seele in einem Einklang ist, dann ist der Körper in einer optimalen Struktur, um sehr gute Leistung zu bringen. Und je näher ich an das große Ziel herankomme umso mehr spielt der Kopf eine Rolle, umso mehr muss ich mich dann mit dem Wettkampf und meiner sportlichen Situation auseinandersetzen.

Das war der erste Teil des Interviews mit Christian Keller und dem Mentaltrainer Dirk Schmidt.

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Mehr Informationen über Christian Keller:
https://de.wikipedia.org/wiki/Christian_Keller_(Schwimmer)

https://www.christian-keller.de/

 

 

 

 

 

 

 

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